Geschichte
In der Nähe des Dorfs wurde vor einigen Jahren eine Axt gefunden. Sie
gehörte wahrscheinlich einem Rottenführer der sich mit den Seinen
in der Gegend zum Jagen und Sammeln niedergelassen hatte. Auch Hügelgräber
aus der Hallstattzeit, 1000 bis 500 vor Christus, sind nachgewiesen.
Als Barbarossa und seine staufischen Vor- und Nachfahren durch die Lande zogen
und sich in der Wetterau etabliert hatten, wurde das Dorf zur Trutzburg gegen
die wilden Horden aus dem Süden ausgebaut. Mit dem Ende der Stauferzeit
versank das Dorf in der Bedeutungslosigkeit.
Wernborn lag immer am Rand der Besitztümer. Viel zu holen gab es hier nicht,
der Boden war noch nie besonders fruchtbar. Die Herren der Wernborner wechselten
alle paar Jahre. Das Dorf wurde vielfach verkauft, verpfändet, wechselte
bei Erbstreitigkeiten den Besitzer. „Ich bin kein Historiker, ich könnte
nicht alles rekonstruieren“, so der Autor des „Wernborner Buches
Joachim Bierwirth.
Viel intensiver kümmert sich das Buch um die jüngsten 200 Jahre Dorfgeschichte.
Das ist vor allem dem Arbeitskreis „Wernborner Buch“ zu verdanken. Eineinhalb
Jahre haben sich Alte und Junge, Neubürger und Alteingesessene in die Vergangenheit
ihrer Heimat vertieft. Manche haben richtig Blut geleckt. Geschichte von unten
aus der Sicht der einfachen Menschen wird erzählt. Da wurde bis ins Kleinste
die Historie einiger alter Häuser rekonstruiert Akribisch haben Mitglieder
des Arbeitskreises Flurnamen gesammelt Mit der Vergangenheit der Vereine und
des Wernborner Gewerbes setzten sie sich auseinander. Bierwirth: „Manchmal
musste ich sagen, jetzt ist Schluss, jetzt wird nicht weiter gebohrt".
Und wie sieht das Puzzlebild von Wernborn nun aus? „Es war immer ein bitterarmes
Dorf", resümiert Bierwirth. Ausgenommen haben die Herren die Bauern.
Im Dorf hat es öfters rumort. Doch zu Aufstanden ist es nicht gekommen: „Die
Leute waren immer obrigkeitstreu." Als zum Beispiel 1848 in Deutschland
revolutioniert wurde, hatten die Wernborner nichts Besseres zu tun, als nach
Kransberg zu rennen und ihren Pfarrer vor Aufständischen zu schützen.
Viele kehrten dem Dorf den Rücken. Im 18. Jahrhundert wanderten viele nach
Polen, Russland oder Ungarn aus. Im 19. Jahrhundert zog es viele nach Amerika.
Andere zogen durch die Lande und suchten ihr Glück als fahrende Sänger.
Die miesen Lebensbedingungen waren wohl auch dafür verantwortlich, dass
in den Gastwirtschaften immer in rauen Mengen gebechert wurde: „Das kann
man an alten Rechnungen nachweisen."
Um die Erforschung der dunklen Zeiten deutscher Vergangenheit die Nazi-Zeit hat
sich Bierwirth nicht gedrückt „Ich habe gebohrt, doch die Leute waren
sehr zurückhaltend."
Natürlich gab es Nazis in dem Ort. Aber die meisten Bürger hielten
nicht viel von den Braunen. Bierwirth hat die Wahlergebnisse analysiert „Die
Wernborner sind katholisch, deshalb haben sie bis in die 30er Jahre nicht NSDAP,
sondern die konservative Zentrumspartei gewählt"
(Frank-Thomas Wenzel)